Vom Anderswo
Die Galerie Bob Gysin freut sich, neue Werke von Christoph Schreiber zu präsentieren. Die Arbeiten des Künstlers bewegten sich in den vergangenen Jahren im Bereich eines vermeintlichen Abbildens einer Realität des Alltäglichen; zwischen Nüchternheit und surrealem Ereignis oszillierend. Beim Betrachten der Werke, die sich an der Schwelle vom Abbild zur Fiktion befanden, wurde die eigene Wahrnehmung irritiert und stellte unser Wirklichkeitsempfinden in Frage. Der Bildinhalt wurde jeweils zu „etwas Anderem“. Dies schlägt den Bogen zur aktuellen Ausstellung von Christoph Schreiber mit dem Titel Vom Anderswo.
Die fünfte Ausstellung des Künstlers in der Galerie Bob Gysin ist durch eine neue Bildsprache geprägt. Farbe tritt in den Hintergrund, ist nur angedeutet, die Formen evozieren lediglich Assoziationen, sind nicht deskriptiv, sondern suggestiv und entfalten eine abstrakte Wirkung. Durch Langzeitbelichtung, Bewegung und dem Spiel mit Licht wird gewissermassen eine filmische Sequenz zu einem einzelnen Bild verdichtet. Dabei wird nicht zuletzt Zeit veranschaulicht und sichtbar gemacht. Es stellen sich Fragen nach der zeitlichen Dimension und dem damit einhergehenden Verlust von Wiedererkennbarkeit. Der Künstler, der seine Arbeit inhaltlich stets näher der Malerei als der Fotografie bezeichnet hat, schafft nun auch formal einen Bezug zu ersterer.
Die neuen Arbeiten tragen keine Titel, so dass für den Betrachter die reine Bildwahrnehmung ins Zentrum rückt. Das auf der Einladungskarte reproduzierte Werk kann beispielsweise einzelne, hängende Objekte imaginieren, tut dies aber nicht explizit. Wir stolpern über die Formen der Elemente, diese wecken mitunter konkrete Assoziationen, aber es bleibt beim Vorschlag. Dieses Pendeln der Wahrnehmung lässt den Bildinhalt vage, was in Spannungsmomenten resultiert. Die Arbeiten werden in - auf das jeweilige Bild abgestimmte - gefärbten Kastenrahmen und hinter Glas präsentiert. Das eigentlich eine Schutzfunktion innehaltende Glas, wird zum Spiegel der Realität, die andere, reale Welt wird reflektiert und ist so mit der im Bild realisierten Wirklichkeit simultan präsent.
Christoph Schreiber will seine Arbeiten als Experimente verstanden haben, deren Resultate sich aus dem fortwährenden Spiel zwischen Fremdem und Vertrautem ergeben. Wenn das uns Vertraute und Nahe ungewohnt erscheinen, werden festgefahrene Anschauungen brüchig, ein grosses emotionales Potential wird freigesetzt. Wir sehen uns mit neuen Möglichkeiten konfrontiert und sind dazu aufgefordert, unser Verständnis der Welt von den entstehenden Spielräumen produktiv bereichern zu lassen.