Stampede
In der ersten der Künstlerin gewidmeten Einzelausstellung in der Galerie werden neben zwei Videos eine Installation, Zeichnungen und Videostills zu sehen sein. Der Titel der Ausstellung STAMPEDE meint das unkontrollierte Verhalten eines Schwarms, einer Herde oder einer Menschenmenge.
Gedanken kommen und gehen, manifestieren sich harmonisch oder chaotisch, verwirren, schrecken auf, sind fokussiert oder lassen nicht mehr los in Strömungen, einem Schwarm gleich. Analog verhält sich der Austausch von Gedanken, in Wort und Text, Diskussionen können eine Dynamik entwickeln oder bleiben stotterig und ungelenk. Die Arbeiten vereinen die Auseinandersetzung mit Gedanken.
Die zwei Videos STAMPEDE und PAROLE setzen sich mit der unmittelbaren menschlichen Reaktion auseinander. PAROLE zeigt die Künstlerin und eine zweite ihr gegenüberstehende weibliche Person. Die Blicke der beiden sind verächtlich aufeinandergerichtet, der jeweilige Gesichtsausdruck mahnt an ein visuelles Kräftemessen zweier Konkurrentinnen. Anina Schenker bringt mit ihren Videos den Betrachter dazu, sich und seine psychische, wie physische Befindlichkeit auszuloten.
Ein Grossteil des Galerieraumes wird von der Arbeit SCHWÄRMEN eingenommen. Die Installation setzt sich aus 600 aus Polyurethan gegossenen Hippocampi zusammen. Der Hippocampus, Teil des limbischen Systems, eingebettet zwischen der linken und rechten Hirnhälfte, überführt den Gedächtnisinhalt aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Diese Bausteine der Physis steuern Abläufe und Reaktionen, die zu unserer Identität beitragen. In natura sind die Objekte, die für die Gedanken und die Erinnerung stehen, winzig klein, frei vergrössert und nachempfunden, werden sie zu bizarren Gebilden. Durch die Zusammenführung der einzelnen Objekte zu einem Schwarm wird die Assoziation des kollektiven Gedächtnisses hervorgerufen. Der raumfüllende Soundteppich der Arbeit PAROLE, mit seinen klirrend quietschenden und brodelnden Klängen, macht die Gefahr spürbar, dass die gemeinsame Dynamik innerhalb kürzester Zeit auseinanderbrechen könnte.
Die Arbeiten ...YESTERDAY...TODAY...TOMORROW... sind reduzierte Tagebucheinträge, konkrete, kontinuierliche, abstrakt eingefangene Gedanken. Die Künstlerin führt in Linien aus, was sie festhalten will. Je nach Konzentration, Zustand und persönlichem Ergehen variieren die Intensität und der Duktus des Pinselstrichs. Eng in Zusammenhang mit dieser Arbeit steht SCHAUM DER TAGE, hier wird das Unterbewusste in organischen, flächigen, gewebeartigen oder plastischen Knäueln dokumentiert. Das verbindende Element ist das Aufzeichnen der täglichen Verfassung, die Befindlichkeit wird spürbar, Anina Schenker lässt ihre Gedanken schweifen, Formen entstehen.